Familienhund


... ja, die Sache mit dem Familienhund;
allerorts angepriesen, herbeigesehnt und angeboten!

Aber wer oder was soll das denn sein und was bitte ist dann ein Familienhund in einem Singlehaushalt? Betrachtet man die Sache einmal andersherum, was ist dann ein Gebrauchshund der arbeitet und trotzdem in einer Familie lebt, ein Gebrauchsfamilienhund?

Geht man vom Ursprung des Begriffs Familienhund aus, so diente er vor allem als Abgrenzung zur Zwinger- Ketten- oder Hofhundhaltung, also für Hunde, die nicht mit ihren Menschen in deren Haushalt lebten, aber im Lauf der Zeit hat sich der Begriff zum Klischee entwickelt.

Ein Klischee ist ein Stereotyp, das in vereinfachender und generalisierender Form Verhaltensweisen zu- oder abspricht. Das Klischee ist eindeutig der sprachlichen Ebene zuzuordnen und unterliegt einem steten Wandel.

So ist es nicht verwunderlich, dass der Begriff Familienhund den aktuellen Wünschen der Familienhundinteressenten unterworfen ist und eine Bandbreite von Vermenschlichungen in sich birgt. Mal soll der Hund Kinderersatz, Sozial- oder Gesprächspartner, Sportgerät, Statussymbol, Spielzeug, Kuscheltier, der beste Freund oder einfach nur der Mitdabeihund sein, wenn man Jan-Torben zum Fußball begleitet, Lisa von der Musikschule abholt oder den Kindergeburtstag auf der Kirmes verbringt, vor allem aber soll er brav sein, wenn man ihn gerade nicht gebrauchen kann.

Aber ein Hund ist ein Hund.

Hunde leben seit Tausenden Jahren in enger Verbindung mit Menschen und trotz rassespeziefischer Züchtungen haben sie sich ihre Eigenschaften als Rudeltiere bewahrt. Ein Rudel erfordert, um Sicherheit und Überleben zu garantieren, eine ausgeprägte Sozialkompetenz und klare Kommunikation. Hunde sind aufmerksame Beobachter und zeigen häufig eine hohe Kooperationsbereitschaft. Auf Grund dieser Fähigkeiten können Hunde in die menschliche Gesellschaft integriert und über eine gelungene Sozialisation und entsprechendes Training in eine Familie eingegliedert werden.

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Die Belastung bei verschiedenen Gangarten


Der Hund trägt ca. 60% seines Gewichts auf den Vordergliedmaßen, sie dienen der Stabilisierung und dem Halt des Hundes. Die Hintergliedmaße werden mit 40% des Gewichts belastet, aus ihnen kommt der Schub zur Fortbewegung.

Schritt: ca.120% des Gewichts liegen auf den Gelenken, alle vier Gliedmaße werden abwechselnd belastet.

Trab: ca. 200% des Gewichts liegen auf den Gliedmaßen, wobei immer nur zwei Pfoten kreuzweise den Boden berühren. Diese Gangart ist energiesparend und die häufigste.

Galopp: Der Schub kommt aus der Hinterhand und die Vordergliedmaßen federn ab.

Sprünge: Beim Absprung werden die Gelenke mit ca. 700% und beim Aufkommen mit ca. 1400% des Gewichts belastet.

... nochmal zum Nachlesen: Ellen Knauers theoretische Einführung zur "Gangschule Kompakt" auf unserem Platz im letzten Sommer:

Koordination ist per Definition das komplexe Zusammenspiel der Muskulatur, das notwendig ist, um eine vorgegebene Bewegung fehlerfrei ausführen oder eine bestimmte Körperhaltung einnehmen zu können.

Damit dies gelingt, gibt es einen ständigen Informationsaustausch im Gehirn. In diesem gibt es eine genaue Vorstellung davon, wie eine bestimmte Bewegung abläuft oder welche Körperhaltung gerade eingenommen wird. Zuständig für diese Informationen sind die Sinnesorgane Augen, Ohren, Nase, Tasthaare und die Propriozeptoren.

Wenn ein Hund z.B. über ein Hindernis steigen soll, gibt das Gehirn den Befehl an die Gelenke und Muskulatur: Bein anheben, Gelenk beugen. Taucht bei dieser Bewegung irgendein Schmerz auf, wird der Hund beim nächsten Hindernis den Bewegungsablauf so verändern, dass die Bewegung schmerzfrei ablaufen kann. Macht er diese 'falsche Bewegung' oft genug, dann wird das Gehirn diese als 'richtig' akzeptieren und so weiter ausführen lassen, auch wenn der Schmerzzustand gar nicht mehr akut ist. So entstehen Fehlhaltungen, die durchaus an anderer Stelle wieder zu einem Schmerzzustand führen können.

Im Koordinationstraining üben wir Bewegungsabläufe ein, die nur mit bewusster Gehirnbeteiligung funktionieren und dafür brauchen wir die Mitarbeit des Hundes in Form seiner Konzentration.

Propriorezeptoren oder Tiefensensibilität wird als Eigenwahrnehmung des Körpers definiert. Sinn der Propriorezeptoren ist, dem Gehirn Informationen über Bewegungsrichtung und Bewegungsempfinden der einzelnen Körperteile zu geben. Sogenannte Mechanorezeptoren senden Kontrollsignale an das Gehirn und melden so Erfolg oder Misserfolg einer Bewegung. Diese Rezeptoren befinden sich in den Gelenken, Bändern, Gelenkkapseln, Sehnen, der Muskulatur und der Haut. Die Tätigkeit der Propriorezeptoren lässt im Alter nach und fördert so Fehlbelastungen und Fehlstellungen. Das aber fördert wieder Verschleißerscheinungen wie Arthrose in den überbelasteten Gelenken, führt zu Schmerzen, und in der Folge zu weiteren Fehlhaltungen.

Op's und verschiedene Infektionskrankheiten, z.B. Borreliose, führen zu verändertem Propriorezeptorenverhalten. Aber auch viele gesunde Hunde haben gestörte Mechanorezeptoren, was unter anderem durch falsches Training oder zu frühe Belastung der Gelenke kommen kann.

NZ Themenbeitrag: "Man muss den Hunden etwas bieten".

  • Buchtipp: Immer wieder lesenswert, ebenfalls von E.H. Aldington: Was tu ich nur mit diesem Hund; Trainingstipps und -methoden, z.B. die "Drei-Wochen-Kur".
  • Buchtipp: Für den Anfang mal einen etwas älteren Klassiker: Eric H. Aldington: Von der Seele des Hundes; Wesen, Psychologie und Verhaltensweisen des Hundes